Ein
Lustspiel mit dem Titel Die Juden? Darf man darüber
noch lachen? Lessings Stück von 1749 flimmert vor
unseren Augen. Die Nachgeschichte verwandelt seine Worte
in Sprengsätze: Sie seien „gottloses Gesindel“,
Betrüger, Diebe und Straßenräuber, sagt
ein Gutsverwalter, der sich als Jude verkleidet hat,
um seinen Herrn zu überfallen.
Das Buch ist die Wiederentdeckung eines Textes, der
zuletzt vor zwanzig Jahren von George Tabori am Berliner
Ensemble inszeniert wurde. Lessing gab als Erster jenen
alltäglichen Antisemitismus dem Verlachen preis,
der seit Jahrhunderten von Hass und Neid zehrt. Ein
Lachen, das im Halse stecken bleibt. In einem Lustspiel
ohne Happyend, das uns zwingt, genau hinzusehen, alles
in Frage zu stellen, keiner vorgefassten Meinung zu
trauen.
Baldwin Zettl, Meister des Kupferstichs, hat Bilder
zum Stück geschaffen. Sie zeigen die Figuren in
ihrer zeitlosen Gegenwärtigkeit: als Typen, die
uns auch im Hier und Heute noch begegnen. Das Buch erscheint
zum 80. Geburtstag des Künstlers in der Edition
Ornament.
Die acht
Kupferstiche von Baldwin Zettl zum Lessing-Stück:
obere Reihe: Michel Stich, Martin Krumm und der Reisende.
mittlere Reihe: Diener Christoph, Magd Lisette, der
Baron
unten: "Ich bin Jude" und die Tochter des
Barons
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