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Bücher

Wolf Wondratschek:
For a Life without a Dentist. Raoulito-Gedichte

 

Edition Ornament im quartus-Verlag,
Bucha bei Jena 2015
52 Seiten, schwarzer Pappeinband
mit Seitenlaschen,
schlanke 12/21 cm,
handgeleimtes Etikett in Blindprägung,
weinrote Vor- und Nachsatzpapiere,
handgenähte Fadenheftung.

Bearbeitete Zweitauflage.


Nur noch 30 Exemplare lieferbar!


 

 

 

 

 


ISBN 978-3-943768-47-3

19,90 EUR (D) / 20,50 EUR (A)


Ein kleiner, feiner Band: schwarze Pappe, roh, fast derb - doch da tritt am Rücken ein roter Faden hervor, der zurückschrecken läßt. Zärtlich hält man das Ding nun in Händen, das so grob und einfach erschien, wie einen Vogel, den man in sein Nest zurücksetzen möchte.
Man streicht über das Etikett, spürt darunter die Blindprägung, weinrotes Vorsatzpapier lädt zum Blättern ein. Dann aber folgt kein Büttenpapier, statt dessen holzhaltige Blätter, die unaufhaltsam vergilben - das war der Wunsch des Autors, sein Kontrapunkt gegen das Feine, damit es nicht süßlich werde ...

Mit dem Bändchen erscheint erstmals eine Sammlung jener 42 Gedichte, die Wolf Wondratschek für seinen Sohn verfasst hat. In einer Nachbemerkung schreibt der in Wien lebende Autor über ihre Entstehung:

"Am 27. Juli 1991, gegen drei Uhr morgens, kam mein Sohn zur Welt.
Ich versuchte durchzuatmen und mit dem Anblick, der sich mir bot, übereinzustimmen, beschützt von den Strahlen, die Mutter und Kind, das Bett, das Zimmer, den beginnenden Tag zum Leuchten brachten. Abends dann, allein zuhause, schrieb ich ein Gedicht, das erste jener Gedichte, die hier zum ersten Mal gesammelt im Druck vorliegen.
Sie begleiten die Jahre seines Lebens vom Kleinkind zum Jungen, zum Jüngling und jungen Mann. Ich schrieb sie, die frühen, für mich. Später, als er sie vielleicht noch nicht ganz verstehen, aber immerhin doch lesen konnte, schrieb ich welche direkt für ihn, Post zum Geburtstag oder zu Weihnachten.
Noch später versenkte ich hin und wieder einfach ein Gedicht in seinem Briefkasten, einfach so.
Ein Lebenszeichen. Hier ist einer, der an dich denkt, einer, der nicht glaubt, dass alles, was zu sagen ist, am Telefon gesagt werden kann
."

Die Erstauflage vom Dezember 2014 war nach vier Wochen ausverkauft.
Nun erscheint auf Wunsch zahlreicher Wondratschek-Sammler eine überarbeitete Zweitauflage in unverändert biobliophiler Gestaltung.



Leseprobe


Raoulito

Da liegt er,
der kleine Kerl,
in seinem Bettchen
und schläft.

Schade eigentlich,
dass er mit jedem Tag
uns Menschen immer
ähnlicher wird.




Raoulito zum 19. Geburtstag

Gesund leben. Kein Zucker.
Kein Zucker im Senf, im Apfelsaft,
in der Liebe, nicht ein Kristall.
Überhaupt kein Zucker. Nicht
in Büchern, in Bildern, in Gesprächen,
nicht einmal in Gedanken.

Wenn du im Park einen triffst,
der mit Füßen gegen Bäume tritt,
das kommt davon.

Rauchen ja, aber kein Zucker.
Wenn du sterben willst, in Ordnung,
aber kein Zucker.

Die schönste aller Frauen, meinetwegen,
diese eine Stunde mit ihr, einverstanden,
aber Hände weg vom Zucker.

Wirf die Eiswaffel weg
auf dem Weg nachhause.
Geh nachhause.



Geld? Ach, Geld!
Es ist nichts, es ist Papier,
Millionen, Milliarden, Billionen,
es ist wie Geschwätz.
Lass es, wenn du kannst, in Ruhe.
Lass das Geld, das lügt, liegen.
Lass es nicht unter deine Haut.
Geld ist gut gegen Angst, macht aber
mit den Ängstlichen, was es will.




Pressestimmen


In starken schwarzen Karton gebunden, mit rotem Faden geheftet: Es sind nur fünfzig Seiten, die Gedichte, die Wolf Wondratschek für seinen Sohn geschrieben hat. Für Raoulito. Wir kennen ihn schon, aus dem zärtlich-schönen Prosaband „Das Geschenk“, der vor ein paar Jahren bei Hanser erschien.
Dies Buch hier aber, das jetzt gerade im quartus-Verlag in Jena in winzig kleiner Auflage erschienen ist und den Titel „For a Life without a Dentist“ trägt, das zeigt den Dichter Wolf Wondratschek in der Form seines Lebens. So schön und stolz und weise, melancholisch und genau. (...)
Es sind Gedichte, die den Dichter bei der Verwandlung zeigen. Jeden Tag eine Verwandlung beim Anblick seines Sohnes. Was kann er ihm beibringen? Wovor ihn beschützen? So vieles gibt es da zu dichten. Was am wichtigsten scheint: Warnung vor Zynismus, vor Menschen, die immer schon alles wissen und die Welt kleinreden, die für jeden neuen Menschen erst mal groß erscheint. „Lass dich nicht dumm machen / von Leuten, die alles wissen. / Sei nachsichtig! / Erwarte nichts! / Es ist, und niemand weiß es, / ein herrlicher Tag.“
Volker Weidemann, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 14. Dezember 2014


... berührende Verse ...
Ralph Grüneberger, Neues Deutschland, 22. Dezember 2014

Jetzt meldet sich Wolf Wondratschek nach Jahrzehnten, in denen er Erzählungen ("Auf dem Graben") und Romane ("Mara") schrieb, mit einem einzigartigen Gedichtband zurück.
Kurier (Wien), 17. Februar 2015

Ein neues Buch von Wolf Wondratschek ist bereits an sich ein Ereignis, jede Verlautbarung dieses streitbaren und zumal als Lyriker jahrzehntelang unglaublich erfolgreichen Dichters ist wert, dass man sich ihr aussetzt. Mit seinem neuesten Streich... toppt der Wahl-Wiener diesen Umstand gleich in mehrfacher Hinsicht. ... „For a Life …“ ist ein Buch der Liebe und des Staunens ... Tief berührend ist das, teils erheiternd; Signum, wie das Vorhandensein von Nachkommen selbst in das Leben der Dichter eingreift.
André Schinkel, in: Palmbaum, Heft 1/2015

Selbst eingefleischte Wondratschek-Leser wie ich, die besonders in der jugendlichen Hormonschubphase die Lyrik des ewigen Frauenverführers in Machopose verschlungen haben, sind verblüfft über die Zartheit im Ton dieser Widmungsgedichte. Jens-Fietje Dwars hat sie alle in einem bibliophilen Bändchen versammelt. Das liebevoll ausgestattete Buch wird so manchen hartgesottenen Vater zu Tränen rühren und ist ein ganz besonderes Geschenk ...
Anton G. Leitner. Videokolumne DAS GEDICHT vom 7. April 2015



 
Herstellung: poliTEXTbüro Update: 26.05.2018