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Edition Ornament

Ralph Grüneberger. Bunte Pleite. Nachrichten aus der Provinz
50 Gedichte mit fünf Zeichnungen und einem Holzschnitt von Karl-Georg Hirsch

 

Holzschnitt von Karl-Georg Hirsch
für die Vorzugsausgabe
im Irisdruck

Ralph Grüneberger
Bunte Pleite. Nachrichten aus der Provinz
50 Gedichte von 1986 bis 2011


Hrsg., gestaltet und mit einem Nachwort versehen
von Jens-Fietje Dwars
Mit fünf Zeichnungen und einem Holzschnitt
von Karl-Georg Hirsch
72 Seiten, Engl. Broschur mit handmont. Etikett in Prägung,
grünes Vor- und Nachsatzpapier,
weinroter Lesefaden,
750 num. Expl.

50 handgebundenen Vorzugsexemplaren liegt je ein
signierter Originalabzug des Holzschnitts "Rundling"
von Karl-Georg Hirsch bei,
den Bettina Haller im Irisdruck vom Stock abgezogen hat.

Die Vorzugsausgabe ist ausverkauft!
Nur noch 15 Exemplare der NA lieferbar!

ISBN 978-3-936455-89-2

Vorzugsausgabe Nr. 1-50: EUR 49,90 EUR
Normalausgabe Nr. 51-750: EUR 14,90 EUR

Zu bestellen beim Herausgeber.

 

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Zwei der fünf Zeichnungen von Karl-Georg Hirsch
zu Gedichten von Ralph Grüneberger

 

   


Die Presse urteilt:

Sie werden noch immer hergestellt, diese gut gemachten, erstaunlich handlichen, mit Liebe gestalteten Bücher aus Deutschland. Man findet sie nur in Buchläden nicht mehr, es sei denn, man hat es mit einem dieser eigenwilligen wagemutigen Kleinbuchhändler zu tun, die auch beim Wort „Gedichte“ nicht zusammenzucken, sondern aufblühen. (...)
Was natürlich Kenntnis voraussetzt und Belesenheit und den Draht zu den engagierten Büchermachern im Land, die das Buch eben noch immer nicht als Fließbandware begreifen wollen, als Stapeltitel oder Verschleißgut. Jens-Fietje Dwars ist so einer. Im quartus-Verlag gibt er die Reihe „Edition Ornament“ heraus. (...)
Bunte Pleite – Ein treffender Titel für eine treffende Auswahl. Vielleicht ist das sogar der sinnlichste Gedicht-Reiseband, der bisher über den deutschen Osten erschien, nicht erfunden, nicht geschönt, in erdigen Bildern gemalt. ... Eine eindrucksvolle Reise durch die ostdeutsche Provinz – mal nicht mit dem Cabrio, sondern aus der Perspektive des Fußgängers, der Zeit genug hat, mehr zu sehen als das vorüberhuschende Ortsausgangsschild.
Ralf Julke, in: Leipziger Internet Zeitung, 24.07. 2011

„... ein buchkünstlerisches Ereignis“
Irmtraud Gutschke, in: Neues Deutschland, 04.08. 2011

Dem Poeten ist die Provinz der Mittelpunkt des Lebens und der Welt. Und sage ihm einer, dass das so nicht ist. Jedes seiner fünfzig Gedichte beweist: Jeder provinzielle Ort ist ein zentraler Ort der Welt und ihrer Geschichten, also der Weltgeschichte. Das muß man nur sehen können, wie Ralph Grüneberger zu sehen vermag.
(...) Bravo! Da drückt sich ein Lyriker mal nicht, was so vielen in den letzten Jahrzehnten mit ihren säuselnden Selbstbetrachtungen gelungen ist. (...)
Um in seiner Ganzheit ein schönes Buch zu sein, das „Bunte Pleite“ wahrlich ist, gibt’s sechs Zeichnungen von Karl-Georg Hirsch nicht nur als beliebige Zugabe. Dem Künstler ist die deutsche Geschichte so wenig gleichgültig wie dem Lyriker. Hirschs Arbeiten sind irdisch-kräftig und kraftvoll, wie das Leben an sich ist.
Bernd Heimberger, 05.08. 2011

Der Leipziger Dichter Ralph Grüneberger ist sechzig geworden und hat sich selbst und uns einen Gedichtband geschenkt. (...) »Bunte Pleite« ist eine lyrische Reise durch das Land zwischen Ostsee und Erzgebirge. (...) Grüneberger lässt seine Fundstücke für sich selbst sprechen; er mildert nichts ab, bläst nichts auf. Seine Lyrik ist ungekünstelt, lakonisch, bisweilen von einer schroffen, geradezu schmerzhaften Authentizität, und eben darin kunstvoll. Und natürlich ist »Bunte Pleite« eher ein Geschenk Grünebergers an seine Leser als an sich selbst. Danke, Ralph!
Olaf Schmidt, in: Kreuzer, 12.09. 2011

So hingeblickt, erfahrungsbeglaubigt und erlebnisdiktiert, weitet sich die protokollierte Provinz - die mitteldeutsche Tieflandsbucht - unversehns zu Welt ... Vom unikalen Holzstecher Karl-Georg Hirsch nicht so sehr illustriert als vielmehr illuminiert in diesem aufs delikateste edierten Büchlein ...
Peter Gosse zur Buchpremiere in der Leipziger Stadtbücherei, Oktober 2011

Mit seismographischem Gespür weiß Ralph Grüneberger (...) immer wieder zu überraschen. (...) Mit diesem Gedichtband hat sich die Provinz für den Dichter als ergiebiger poetischer Raum erwiesen, der all das, was Welt bedeutet, gleichsam in nuce enthält. Künstlerisch fruchtbar ist abermals die Zusammenarbeit mit Karl-Georg Hirsch, der mit fünf ausdrucksstarken Zeichnungen und einem markanten Holzschnitt diese gelungene Gedichtsammlung nicht nur illustrierend, sondern interpretierend bereichert. Der Band, von Jens-Fietje Dwars (...) liebevoll gestaltet, ist wirklich etwas für Kopf, Herz und Hand.
Wolfgang Rischer, in: die horen, Nr. 244, 2011

Ich hatte eine Tour durchs Muldetal hinter mir, war von Zwickau gen Wurzen geradelt, hatte Burgen auf Felsen thronen und Dörfer in Täler gepresst gesehen, Sachsen von seiner romantisch verklärten und seiner industriell verhunzten Seite erlebt – und bekam den neuen Grüneberger-Band in die Hand. Ein gediegenes Büchlein mit grünem Lesebändchen, den Überschriften in roten Versalien und mit kraftvollen Hirschzeichnungen versehrter, verkrümmter und hinter Strichgittern verborgener Menschen. Da lese ich von all jenen Orten, die ich streifte, vor denen ich abstieg ... Grüneberger steckt seinen politischen Kopf aus all seinen Texten, er hat ein Gespür für soziale Verwerfungen, wie Wissenschaftler dies formulieren würden. Doch was diesen Dichter ausmacht, ist immer das Detail, das erzählt und ein lyrisches Bild in Herz und Hirn senkt: „Die Brücke trägt die Bittsteller / Die vom Amt kommen, schwerfüßig / Über das Bett der Elster.“ Und wenn er im Titelgedicht einfach sieben Zeilen lang zitiert „… ABS ESP / Servo Navi Bordcomputer Funk TV / Xenon Colorglas Alu Sitzheizung / el. FH el. Spiegel el. Schiebedach / Wegfahrsperre Sportfahrwerk / Soundanlage Schisack / Dachreling Euro 3 Leder …“ so weiß man, warum die Pleite bunt ist.
Doch der sarkastische Welt-und-Zeiten-Deuter ist für mich in diesem Band vor allem Beobachter des Dorflebens mitten in Sachsen - der sächsische Dichter der Äcker und Kopftuchweiber, der Flutkatastrophen neben Sandsackburgen und der frechen Frömmigkeit par excellence.
Matthias Biskupek, in: Palmbaum. Literarisches Journal aus Thüringen, 2/2011

Fünfzig Texte sind ausgewählt, mit Zeichnungen und einem Holzschnitt von Karl-Georg Hirsch ergänzt und für einen Band der „Edition Ornament“ gestaltet worden. Das Ergebnis – einer der seltenen Fälle, wo Text und Gestaltung kongenial harmonieren. Allein die Farben des Einbandes (schwarz), des Frontispizes (ochsenblutrot), die sich in den Gedichttiteln und Versalien wiederholt und der Vorsatzseiten (tannengrün)! Dann die Qualität des Papiers, der Schrifttypen, der in Handarbeit aufgebrachten Titeletikette ... – man kommt ins Schwärmen. Das passiert ganz sicher auch angesichts der Sprache der Texte, aber Verzückung und Augenverdreherei erheischen diese Texte nicht, sondern sie brauchen den hellwachen Blick dessen, der nicht nur eigene Erfahrungen im poetisch Gesagten ganz neu bestätigt findet, sondern eben auch ermutigt wird zum genauen Hinsehen. (...)
Vor allem im Leipziger Umfeld, dann im Erzgebirge, im Thüringischen, aber auch in der Mark, im Wendland oder an der Ostsee ist vom Autor die Gegenwart besehen und geprüft worden als „Archäologe“, und nur mit dem tiefen Blick zeigen die Landschaften ihre Geschichte her „wie eine Gruft“. Das unbewältigte Alte geht mit dem nicht gelungenen Neuen eine Melange ein, die auch Zukunft. (...)
Viel Grau im Bunt, ja, aber wenn es auch nur ein „kornbleiches Mädchen“ ist, es dengelt die Sense und in Karl-Georg Hirschs Holzschnitt zum Gedicht „Rundling“ hält sie sie in den Händen, noch hinterm Rücken, aber wachen Blickes. So kann sich auch der Leser fühlen: geschärft, wach, gestärkt zum genauen Hinschauen und gewappnet.
Monika Hähnel, in: Freie Presse, Chemnitz, 30.3. 2012

Als sich mit dem Mauerfall der Eiserne Vorhang öffnete, wälzten sich nicht nur bonbonfarbene Trabi-Kolonnen röhrend von Ost nach West. sondern von West nach Ost setzte sich auch eine schnelle Eingreiftruppe aus seidenbetuchten Bankmissionaren, schlitzohrigen Versicherungsagenten, Gebrauchtwagenhändlern sowie ambulanten Kofferraum-Sexshop- Betreibern in Bewegung. Der sächsische, Großdichter Volker Braun artikulierte damals in seinem berühmten Gedicht „Das Eigentum“ die düstere Ahnung, dass „dem Winter“ ein „Sommer der Begierde“ folgen würde. Zwanzig Jahre später meldet sich der Lyriker Ralph Grüneberger aus Leipzig mit ebenso eindringlichen Versen zu Wort: Im Titelgedicht seiner gleichnamigen, bibliophilen Sammlung beschreibt er detailliert, dass Brauns Befürchtungen längst bittere Realität geworden sind. Im Osten Deutschlands sichern „Archäologen der Gegenwart“ in Autohausruinen „die bunte Pleite“. Und graben (un)gereimte Reklameschilder aus - mit zynisch anmutenden Botschaften: „Warum nicht genießen & leasen“. Grünebergers sensibles innerdeutsches Geschichtsbuch in Gedichtform sollte Pflichtlektüre an Schulen werden und in keiner privaten und öffentlichen Lyrikbibliothek fehlen.
Anton G. Leitner, in: DAS GEDICHT, 2012


(...) Nachrichten, Splitter, Geschichte, Geschichten. Nichts wirklich Abgeschlossenes, nichts mit letzter Konsequenz Bilanzierbares. Zeitnahmen sind es, die Ralph Grüneberger zu Papier bringt, auf den Punkt, den Finger in Wunden legt ... Am Trefflichsten ist Grüneberger dort, wo er sich ganz zurücknimmt hinter den Text, gleichsam eines mit ihm ist ...
Mit Blättern robuster, mitunter abgewandter, wie in den Hintergrund hinein- und also heimgehender Gestalten bereichert Karl-Georg Hirsch den sorgsam edierten Band. Der Holzscheider und Zeichner, ein Verwandter des Dichters in seiner zupackenden Art.
(...) Hier spricht einer klar, ohne Schnörkel, unbeirrt, kaum bestechlich. Hier hat einer seine Sprache gefunden, pflegt sie, ohne sie zu schleifen, ohne nach Mündern zu reden. Wer sagt denn, Provinz sei Abseits. Sie ist Grund. Feste. Bunt.
Ekkehard Schulreich, in: Signum, Heft 1/2013



.... mitteldeutsch-bodenständige, oder besser: geländegängige Lyrik ...
Jürgen Engler, in: Marginalien. Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie, Heft 3/2013

 

Leseprobe

Abend in Kaditzsch

Die Menschen grüßen
Über den Zaun oder von
Den Treckerkanzeln.
In der Luft die
Zustimmung der Vögel.

Mit dem Mähbalken
Werden Grenzen gezogen.
Häuser stehen leer
Und Hundehütten.

Am Abend konzertiert ein Frosch.
Braunkohlenflocken eines
Badeofens legen sich nieder
Und am Feldrainhimmel führen
Mäuse den Bussard an
Der Leine.

 

Rundling

Die Sonne scheint, die Menschen
Auf den Höfen geräuschen
Die schlafenden Kater täuschen
Die Katzen.

Vor gar nicht langer Zeit
Die Horste sind längst abgenommen
Hat jede siebte Frau ein siebtes Kind bekommen.
Jetzt wohnen acht im Dorf.

An Gottes Sonntag unter Eichen
Während die Jungen die Brustkörbe
Ihrer Mofas vergleichen
Dengelt ein kornbleiches Mädchen die Sense
Nicht lange, geht einer ihr über die Grenze.


Herstellung: poliTEXTbüro Update: 05.05.2020