"Amazone"
Algrafie von Angela Hampel
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Kerstin
Hensel
Das Licht von Zauche. Erzählungen
Hrsg., gestaltet und
mit einem Nachwort versehen
von Jens-Fietje Dwars
Mit fünf Zeichnungen von Angela Hampel
88 Seiten, Engl. Broschur mit handmont. Etikett
in Prägung, kirschrotes Vor- und Nachsatzpapier,
schwarzer Lesefaden, Zeichnungen in rot-schwarz
500 num. Expl.
50 Vorzugsexemplaren
liegt je ein signierter und
handkolorierter Abzug der Algrafie
"Amazone"
von Angela Hampel bei.
Nur noch 15 VA lieferbar!
ISBN 978-3-943768-50-3
Vorzugsausgabe Nr. 1-50: EUR 69,90 EUR
Normalausgabe Nr. 51-500: EUR 14,90 EUR
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Herausgeber.
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Fünf Zeichnungen
von Angela Hampel zu den Erzählungen.
Vierzehn
wundersame Geschichten: von Frauen, die bei Vollmond gefährlich
werden, einer Schönheitskönigin in Not, der Prüfung
eines Malergesellen mit tödlichem Ausgang und anderen
Merkwürdigkeiten. Nüchtern und phantastisch zugleich,
skurril, grotesk, und doch wohltuend unaufgeregt. Kabinettstücke
einer Erzählerin, die mit Ironie und Meisterschaft praktiziert,
was sie an der Schauspielschule „Ernst Busch“
in Berlin als Professorin lehrt: die Schönheit und Ausdrucksstärke
der deutschen Sprache. Von Angela Hampel (Dresden) mit kraftvollen
Zeichnungen in Rot und Schwarz begleitet.
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Aus dem Nachwort
Seit Gründung der
Edition Ornament stand sie auf der Liste der Grafikerinnen
und Grafiker, die ich für die Buchreihe gewinnen wollte:
Angela Hampel, 1956 in der Oberlausitzer Gemeinde Räckelwitz
geboren, dem sorbischen Worklecy. Nach Lehre und Arbeit als
Forstfacharbeiterin und Kraftfahrerin hat sie von 1977 bis
1982 Malerei und Grafik an der Hochschule für Bildende
Künste in Dresden studiert, wo sie seitdem lebt und die
Kunstwelt mit einem unverkennbar eigenen Mal- und Zeichenstil
bereichert. Expressiv, kraftvoll ist ihr Strich, auflodernde
Rot- und Gelbtöne ringen mit bedrohlichem Schwarz, zwischen
Hervorbrechen und Aufgesaugtwerden gleichsam sich selbst sprengend
aus innerer Spannung heraus.
(...) Die Wendung zur romantischen Sehnsucht ins Ungebundene
und zum Mythos als Korrektiv zweckrationaler Vernunft, die
sich im Zirkel des Machbaren leerläuft, öffnete
in der Literatur und Malerei der DDR neue Räume, die
eine nachwachsende Generation mit unverbrauchten Bildern füllte.
Auf vielen Bildern trat das tierhaft Archaische des Menschen
in Erscheinung , aber nirgends so unmittelbar wie bei Angela
Hampel, vor allem in ihren Frauenfiguren: pantherhaft geschmeidig
bevölkern sie seit 1982 ihre Blätter und Leinwände,
verführerisch lockend mit schmalen Augen und zugleich
unnahbar, wehrhaft stolze Amazonen.
Bis 1989 konnte diese Bildwelt als Opposition gegen das Altmänner-Regime
eines bürokratisch erstarrten Staatssozialismus gelten
.... Daß Angela Hampel auch heute noch an ihrer Bildsprache
festhält und damit nach wie vor ins Schwarze der Verhältnisse
trifft, zeigt: die Wende hat nur wenig, nur die Oberfläche
der Dinge gewendet.
„Alles wird besser, aber nichts wird gut.“ Sang
Tamara Danz, mit kratziger Stimme und ungebändigtem Haar
wie einem Bild Hampels entstiegen, schon 1988. Und so lesen
wir es auch in den vorliegenden Erzählungen, die Kerstin
Hensel seit 1991 geschrieben hat. Auch sie erlernte einen
handfesten Beruf, bevor sie Schriftstellerin wurde. 1961 im
damaligen Karl-Marx-Stadt geboren, war sie zunächst Krankenschwester,
hat von 1983 bis 1989 am Literaturinstitut in Leipzig studiert
und ist seit 1987 freischaffend. Bereits im Jahr darauf bekam
sie einen Lehrauftrag an der Hochschule für Schaulspielkunst
„Ernst Busch“ Berlin und ist seit 2001 ebendort
Professorin für Deutsche Verssprache und Diktion. 1986
debütierte sie als Lyrikerin mit dem Poesiealbum 222,
1989 als Erzählerin mit dem Band Hallimasch. Zahlreiche
Gedichtbände, Erzählungen, Filmdrehbücher und
fünf Romane folgten.
Was die gesamte Prosa dieser Autorin auszeichnet, gilt auch
für die hier erstmals vereinte Sammlung kurzer Erzählungen:
schnörkellos unaufgeregt berichten sie mit scheinbar
einfachsten Mitteln vom Alltäglichen, das sich gleichnishaft
ins Sonderbare, Phantastische, manchmal Magische und fast
schon Mythische wendet. Doch man lasse sich nicht täuschen:
diese Geschichten sind raffiniert gebaut, ihre Einfachheit
ein Zeichen für die Meisterschaft der Erzählerin,
die mit wenigen Strichen die große Welt im Kleinen erfaßt.
Immer geht es dabei um das Eine, das Männer und Frauen
umtreibt, das sie einander anziehen und abstoßen macht,
Liebe genannt oder Begehren, Begierde weckend, Erfüllung
verheißend und ein Schlachtfeld für den Krieg der
Geschlechter, Urkeim für Abhängigkeit, Herrschaft
und Macht.
„In Zauche, einem Landstrich im Märkischen, wurden
bei zunehmendem Mond die Frauen gefährlich.“ So
beginnt die erste, die Titelgeschichte, nüchtern, unspektakulär
und doch ist die Neugier auf Außerordentliches geweckt,
etwas, daß die Ordnung aufhebt. Bei Vollmond holen sich
die Dorfweiber die Männer aus der Stadt. Die Schönen
und Reichen, von denen sie sonst nur verachtet oder, schlimmer
noch, gar nicht wahrgenommen werden, auf dem Lustigberg dienen
sie den Frauen zum Spiel, bis die sich mit ihnen langweilen
und nur noch manchmal ein Lachen über sie kommt. Welch
zauberhaft schönes Bild einer vollkommenen Emanzipation
– noch von der Emanzipation. Diese Weiber müssen
weder sich, noch den Männern etwas beweisen, sie sind
absolut souverän.
Im Alltag freilich erfahren die Frauen (und Männer) vielerlei
Abhängigkeiten, kommen sie auf Hund und Katz oder das
Pferd (Kapriolen) als letzte Gefährten, muß die
Schönheitskönigin mit ihrem Leib bezahlen, wenn
sie kein Geld zum Tanken hat, wird Agata in Mannstreu Opfer
einer voranimalischen, vegetabilen Lust und steigt ein Redner
in dionysischer Entfesselung immer höher hinauf, um sich
am Ende in die Arme der Menge zu stürzen. Wunderbar skurril
ist der Advent im Nobelhotel, wo sich der „Behindertenadel“
trifft, wie einer der Beteiligten es nennt. Ein Drehbuch für
Fellini, und wie bei dem großen Jongleur der Bilder
behalten auch bei Kerstin Hensel die Figuren ihre Würde,
indem sie sich selbst geben, wie sie sind.
Schön ist das Glück von Paul und Anna, die sich
in Morgengruß in einem See schwimmend vereinen, als
sei dies das Selbstverständlichste der Welt. Umso erschreckender
die letzte und zugleich komplexeste Geschichte: wieder spielt
eine Frau mit einem Mann, dessen gedemütigtes Begehren
in eine ohnmächtige Demonstration seiner Macht umschlägt,
besessen vom Geist des Hauses, das einst ein Ministerium barg
...
Muß noch betont werden, daß die Bilder und Texte
einander spannend, also aufs Schönste ergänzen?
Pressestimmen
Die Erzählung »Das
Licht von Zauche«, erstmals 1991 veröffentlicht,
folgt im Bändchen von Kerstin Hensel und Angela Hampel
dem kirschroten Vorsatzpapier und gibt ihm den Titel. Auch
in den weiteren 13 Texten geht es ja um Lust und Frust, um
Sehnsucht und Gier, mitunter um Demütigung und Unterwerfung.
Begierden dürfen sich ausleben, doch oft folgt Enttäuschung.
Kämpfe zwischen den Geschlechtern: Liebeswünsche
verbinden sich mit Machtambitionen. Nicht, dass Kerstin Hensel
verlässlich auf Seiten der Frauen stände. Sie versteht
sie wohl, aber mag sie nicht alle, schützt ihr Ich, indem
sie andere ihr Spiel treiben lässt.
... Schön, dass er als Herausgeber der Edition Ornament
die beiden in sächsischen Gefilden wurzelnden Künstlerinnen
zusammenbrachte.
Irmtraud Gutschke,
in: Neues Deutschland, 17.12. 2015
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