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Edition Ornament

Richard Pietraß. Wandelstern. Die Naturgedichte

 
 

Vorzugsgrafik von Baldwin Zettl:
der Kupferstich "Gepard".

Richard Pietraß
Wandelstern. Die Naturgedichte

Hrsg., gestaltet und mit einem Nachwort versehen
von Jens-Fietje Dwars
Mit vier Kupferstichen von Baldwin Zettl
88 Seiten, Engl. Broschur mit handmont. Etikett
in Prägung, taubenblaue Vor- und Nachsatzpapier,
dunkelblauer Lesefaden,
500 num. Expl.

50 Vorzugsexemplaren liegt je ein signierter
Kupferstich "Gepard" von Baldwin Zettl bei,
vom Künstler selbst gedruckt
auf Hahnemühle 250 g/qm.

Die Vorzugsausgabe ist ausverkauft
!
Nur noch 10 NA lieferbar!

ISBN 978-3-943768-07-7

Vorzugsausgabe Nr. 1-50: EUR 59,90 EUR
Normalausgabe Nr. 51-500: EUR 14,90 EUR

Zu bestellen beim Herausgeber.

 

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Kupferstiche zu den Gedichten: "Freitisch" (Frontispiz), "Vor Tag" und "Wandelstern".

Erstmals vereint finden sich in diesem Band die Naturgedichte des Berliner
Lyrikers Richard Pietraß, mit vier Meisterblättern von Baldwin Zettl.


Den Kupferstich "Freitisch" gibt es im Original als Vorzugsgrafik
im Almanach "Zehn Jahre Edition Ornament"!


   


Aus dem Nachwort

Es muß im Frühjahr 1986 gewesen sein, als ein Freund einen Autor nach Jena lud, uns einen Text vorzustellen, den es offiziell gar nicht gab: "Vom Vergehen der Arten" hieß der Essay, den Richard Pietraß 1982 nach dem Erleben einer Darwin-Konferenz für "Sinn und Form" verfaßt hatte. Während die Wissenschaftler stolz Belege für die Theorie von der Entstehung der Arten sammelten, begann sich der Dichter zu fragen, ob ihrem Begründer im Hier und Heute nicht etwas anderes wichtiger wäre: die Nachricht, daß jeden Tag auf der Erde eine Art aussterbe, zu deren Herausbildung es Tausender Jahre bedurfte!
„Ich sehe uns in rasender Fahrt.“ Hieß es am Ende des Aufsatzes, den die Zeitschrift nicht veröffentlichen wollte. „Wer redet von Bremse?“ 1987 erschien die ebenso ungeliebte wie unabweisbare Frage in dem Band "Windvogelviereck. Schriftsteller über Wissenschaften und Wissenschaftler". Und im gleichen Jahr kam der Gedichtband heraus, aus dessen Manuskript Pietraß im Jenaer Studentenclub las: "Spielball" – die Vision einer Erde, auf der alles machbar ist. Wo „Polkappen schmelzen / Dem Frostreich zu Märchenernten verhelfen / ... / Moskau ans Meer springt und New York versinkt / Wenn es gelänge und es gelingt“.
Während ich dies schreibe, beginnt New York, die Trümmer der größten Naturkatastrophe seiner Geschichte zu beseitigen, und fordert der Bürgermeister der Stadt, in dem überstandenen Wirbelsturm den Vorboten kommender zu sehen, den selbst verschuldeten Wandel des Klimas nicht länger zu leugnen. Wir selber sind die Katastrophe, unsere Art, sich der Kräfte der Natur zu unserem Nutzen zu bedienen, ohne Rücksicht auf die Folgen für das Ganze des Lebens auf dieser Erde.
Daran hat auch die „Wende“ nichts geändert. Als Sohn eines ostpreußischen Müllers 1946 im sächsischen Lichtenstein geboren, war Richard Pietraß Metallhüttenwerker und Hilfspfleger, bevor er klinische Psychologie studiert hat. Seit 1979 als Schriftsteller, Nachdichter und Herausgeber tätig, treiben ihn noch immer die alten Fragen nach unserem Erdendasein um, die nichts von ihrer Dringlichkeit verloren haben.

Dies zeigt der vorliegende Band, der zum erstenmal die Naturgedichte des Lyrikers vereint. Auch der „blaue Planet“ ist ja ein Wandelstern, wie der Jahrhundert-Komet Hale-Bopp, dessen Beobachtung das Titelgedicht der Sammlung beschreibt: ein Staubkorn, das nach kosmischen Gesetzen seine Kreise zieht, auf ehernen Bahnen durchs Weltall wandelt. Und doch zugleich ein Ort der Verwandlung: mit einer hauchdünnen Atmosphäre umhüllt, lebensspendend und bedroht von den Wesen, die er, sich selber wandelnd, hervorgebracht hat.
Genau diese fragile, zerbrechliche Schönheit des Lebens auf Erden bringen die Gedichte von Richard Pietraß zur Sprache: in mehrfacher Brechung der Verse und des Reims, streng gebunden und beweglich dennoch, einfach und mit artistischem Raffinement. Ebenso vielschichtig sind die vier Blätter, die der Kupferstecher Baldwin Zettl für den Band schuf. 1943 in Falkenau an der Eger geboren, hat er an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig studiert und lebt heute in Freiberg. Fast gespenstische Ruhe, Ernst und Würde strahlt sein geschundener Baum aus. Das Frontispiz zum Gedicht "Freitisch" verdichtet mit allegorischen Mitteln die Stellung des Menschen in der Natur, die ihm all ihre Früchte bietet. Der Gepard, von einer Kugel gejagt, steht für Kraft und Eleganz im Tierreich. Der Beobachter des Wandelsterns dagegen zeigt sich in seiner Verlorenheit, gleichsam sich selbst verkrümmend wie ein lebendes Paragraphenzeichen. Bilder und Texte, die im besten Sinne des Wortes zu denken geben.

 

Leseprobe


Gepard

Da schnellst du hin, ein Pfeil aus Sonnenflecken
Schattenfänger mit dem Zug ins Blut.
Dein Schweif schleift die Savannenhecken
Bodenadler, jagend in der Mittagsglut.

Kein Balg streift rascher diese Erde
Dank deines Muskelturbos, Brennstoff: Licht.
Pflückst deine Opfer aus der Grazienherde
Wie die Gazelle ihr Vergißmeinnicht.

Trophäentanz macht Hamsterherz verwegen.
Der Fahnenspruch: genug ist nicht genug.
Ich werd dich, Steppengott, auf meine Art anbeten.
Kühl sucht eine Kugel dich im Flug.




Vor Tag

Guten Morgen, Bruder Baum, kosmischer
Nomade. Lang schon schläfst du
Auf einem Bein und meidest die Rochade.

Lahmender Klumpfuß, reg dich
Im lehmigen Grund und geh
Auf Zeitreise in die Steinschneise.

Tauchst du in die siedende
Zone, brechen
Dir Sterne aus der Krone
.


Freitisch

Die Traube kieselt noch im Mund. Der Pflaumstein keimt
im Zungengrund. Ich streiche landein, äpfelschwer, buttre
zu vom Narrenschmer, der mir am Gürtel quillt. Hagebutte,
Rotdornfäßchen, Rebenbutte, Honigtäßchen. Vornüber, ach
vorüber! Quittegelb ins Gras geschmissen, Sauerampfer
ausgerissen für den Eiertopf. Hopfen, eine ganze Stange,
Tabak für die hohle Wange, blauer Dunst. Keine Kunst,
das Maul aufsperren: Pilze, rote, schwarze Beeren, auf-
getischt vom Grünen Herrn, der die Zeche zahlt. Sägend
schnarcht mein voller Schlund. Müde von der Viertelluft
wälz ich mich in meiner Gruft, träume mich gesund.


Pressestimmen

Pietraß’ Sprache ist bilderreich und satt an Farben, Formen, Gefühlen und Eindrücken.
Stefanie Bühlchen, in: Thüringische Landeszeitung (TLZ)

Daß es so etwas Schönes noch gibt: „88 Seiten, fadengeheftet in schwarzem Karton mit handgeleimten Etiketten, taubenfarbenen Vor- und Nachsatzpapieren sowie dunkelblauem Lesefaden“. Da läuft doch einem Buchgourmet das Wasser im Leseauge zusammen! Aber damit nicht genug. Jeden Band begleiten Zeichnungen namhafter Grafiker sowie eine handgebundene Vorzugsausgabe von jeweils 50 Exemplaren, der wiederum eine Originalgrafik beiliegt. Das Schöne trägt den Namen „Edition Ornament“, herausgegeben und gestaltet von Jens-Fietje Dwars. In loser Erscheinungsfolge hat es die Reihe seit 2004 auf überschaubare zehn Bände gebracht. Wortkünstler wie zum Beispiel Gisela Kraft, Wilhelm Bartsch und André Schinkel werden von den Bildkünstlern Ullrich Panndorf, Moritz Götze und Karl-Georg Hirsch umschmeichelt.
Jetzt versammelt Band 11 die besten Naturgedichte von Richard Pietraß, einen Reigen glitzernder Vers- und Strophenketten, entstanden zwischen 1979 und 2006, denen Baldwin Zettl mit meisterhaften Kupferstichen eine Fassung gegeben hat. Seit eh und je schreibt Richard Pietraß gegen den Mißbrauch von Landschaft und Natur an. Das kulminierte in dem 1987 erschienenen Gedichtband „Spielball“, der die Erdkugel in einem tödlichen Spiel gefangen, sich selbst als Teil bedrohter und untergehender Natur sieht. Pietraß kommt nicht gemütstümelnd wie weiland Eva Strittmatter daher, sondern mit dem Seziermesser, nicht mit dem Krummsäbel, vielmehr mit dem Florett. Erfüllt von Heidenangst und Galgenhumor stichelt er gegen dickhäutige Gewohnheiten, sichelt unsere Gleichgültigkeit beiseite und stachelt uns zum Nachdenken an. Und wenn es nur mit drei Zeilen wäre: „Es wohnen in seinen bleichen Mauern der Meeres-/Bewohner viel. Wir flogen vorüber, in meinen Ohren/Sirenengeheul, das lockende Glockenspiel.“ Weil sich nichts zum Besseren gewandelt hat, ist es mehr als recht, diese melancholischen Warngedichte neuerlich zu verlegen. Kleiner Wermutstropfen in dieser Bibliophilenphiole, daß kein einziges unveröffentlichtes Gedicht enthalten ist.
Michael Wüstefeld, in: Sächsische Zeitung

(...) was Pietraß’ sechzig Gedichte aus beinahe drei Jahrzehnten (1979 -2006) im vom Jenenser Jens-Fietje Dwars hingebungsvoll edierten, durch Kupferstiche Baldwin Zettls geadelten Band „Wandelstern. Die Naturgedichte" unterbreiten – es ist Demut vor sämtlichem Seienden. Nicht nur, daß R.P. sich unangestrengt in Zwiesprache mit aller Kreatur bringt, vorzugsweise den Winzlingen, den Hilflosen, den gewissermaßen Plebeijischen (Fledermaus, Mücke, Mistkäfer) – gar den Baum vermag er, den „lahmenden Klumpfuß", als Bruder beglaubigt anzusprechen. (...) Ein Natur-Gedicht – was ist das? Sollte es nicht auch die menschliche oder gar menschheitliche Natur einbegreifen? Pietraß’ Buch weiß darum. Die krönenden Wortgebilde greifen denn auch nobel in Liebe, in Tod hinaus. Sie sind Allwelt-Bezeugungen, Benedeiung und Klage ineins, unrubrizierbar ...
Peter Gosse, in: Neues Deutschland (Beilage zur Leipziger Buchmesse 2013)

Es ist einfach so: Richard Pietraß (geboren 1946 im sächsischen Lichtenstein) ist einer unserer bedeutendsten deutschen Lyriker. Jens-Fietje Dwars hat jetzt eine Auswahl seiner Naturgedichte unter dem Titel „Wandelstern“ mit Kupferstichen von Baldwin Zettel herausgegeben. (...) Wer Pietraß in Reinkultur kennen lernen will, findet ihn in dieser Auswahl ganz: den kunstvollen Wortspieler mit den überquer gehenden reichen und Binnenreimen; den Meister der humorvollen kleinen Beschreibungen („Frische Maulwurfshügel / Auf dem Friedhofsweg Boten / Der Auferstehung“); den wunderbaren Klangdichter („Harz waren wir und in der Falle / Klippenreichen Krippenlands.“) Und eben den Naturdichter, stark von Körperbau und deshalb ein unermüdlicher Wanderer („Ich breche ins Feld. Gehab dich, Stadt / Die mich schlafend ummauert hat.“)
Jens-Fietje Dwars hat der Sammlung ein knappes, konzentriertes Nachwort mitgegeben, das sich nicht spreizt und die Dinge auf den Punkt bringt: „Genau diese fragile, zerbrechliche Schönheit des Lebens auf Erden bringen die Gedichte von Richard Pietraß zur Sprache: in mehrfacher Brechung der Verse und des Reims, streng gebunden und beweglich dennoch, einfach und mit artistischem Raffinement. Ebenso vielschichtig sind die vier Blätter, die der Kupferstecher Baldwin Zettl für den Band schuf.“ Wer diesen Künstler nicht kennt, stelle sich Albrecht Dürers Kupferstiche vor – Zettl ist ein wahrer Redivivus des Nürnbergers!
Klaus Seehafer, auf: www.alliteratus.com

Hametner: ... ich hätte dieses Gedicht "Wandelstern" vielleicht gar nicht zu den Naturgedichten getan, oder als Naturgedicht gelesen, Sie?
Danz: Nein, also eher als ein prometheisches Gedicht.
Ulf Heise: Na ja, hier könnte man fast schon sagen: die Überschrift ist etwas Etikettenschwindel, weil eigentlich enthält dieser Band zum großen Teil Weltanschauungsgedichte.
Hametner: Das ist ja eigentlich auch seine Stärke ... das ist ja, glaub ich, die Kunst des Naturgedichts, daß es hier die Natur als Folie nimmt, die es überschreibt, also möglicherweise auch mit einem weltanschaulichen Bekenntnis oder einer Analyse, insofern stimmt’s dann.
Heise: Natürlich, das haben ja die Großen der Naturdichtung, ob das Günter Eich oder Peter Huchel oder jetzt in der Gegenwart Wulf Kirsten sind, auch immer getan, also ... da geht es viel weiter zu, das gibt es einen ganzen Kosmos in diesem Buch.
Hametner: Und da finde ich es immer ganz schön, wir haben bei ihm nicht den Ton eines asketischen Mahners, er ist kein Heiliger, der die Gefahr, die der Natur droht, formuliert, sondern er ist eher ein Schwerenöter, also er hat den ganzen barocken Kosmos dafür zur Verfügung.
Daniela Danz: Ja, aber ein gelassener, ein sinnlicher Schwerenöter ... Also das Brennende der Umweltzerstörung der 80er Jahre ist jetzt nicht mehr so sehr zu spüren, jetzt sind’s eher politische Dinge, die ihn aufregen. Dafür ist jetzt das Sinnliche und Genießerische etwas stärker geworden.
Heise: Man muß auch hinzufügen, daß er eben nicht diesen apokalyptischen Tonfall hat, wie man das z.B. von Sarah Kirsch kennt oder von Günter Kunert, für die die Welt ja eigentlich schon untergegangen ist ... Also das ist er nicht, er hat eine Heiterkeit, eine Gelassenheit, und er glaubt irgendwo noch an die Besserungsfähigkeit des Menschen ...
Bücherjournal, MDR-Figaro, 13. Juni 2013


Die versehrte, verfremdete, auch dämonische Natur ist ein Topos moderner Dichtung von Georg Heym über Brecht bis Huchel. Der Skeptiker Pietraß steht dieser antiidyllischen Linie näher als den mal göttlichen, mal magischen Gebirgen und Wäldern, Gärten und Gewässern von Goethe bis George, von Brentano bis Sarah Kirsch. Pietraß preist seinen „Gepard“ so leidenschaftlich wie Rilke seinen „Panther“, doch schickt er dem „Bodenadler, jagend in der Mittagsglut“ die nüchterne Realität der Trophäenjäger hinterher: „Kühl sucht eine Kugel dich im Flug.“
Was nicht heißt, dass diese Naturgedichte sich im Finsteren vergraben. Munter blühen Worte und Stile, „Rappelschäume, Zappelträume“, „Honignäpfchen, Schüttelwiege“. Kaum ein Reim kuscht vorm Kalauer: „Laus um Laus im Affenpelz./ Auf dem Reißzahn rostet Schmelz.“ Schmunzelmaterial auch Pietraß’ funkelnde Dichte aus Scharfsinn und Ironie wie in „Auwald“: „Der Himmel hat das letzte Wort./ Es taumeln ihm die Vögel fort./ Im tauben Ei das blaue Wunder. Hol über, Holunder.“
Rund 30 Bücher hat Pietraß veröffentlicht, überwiegend mit Gedichten. Er übersetzte Seamus Heaney und Boris Pasternak und ist Herausgeber der neu aufgelegten Lyrikreihe Poesiealbum. Seine Naturgedichte werden nun von Kupferstichen des Grafikers Baldwin Zettl begleitet, der auch eine Ausgabe von Goethes „Faust“ illustrierte. Kostbare Gestaltung kennzeichnet die Edition Ornament, in der Pietraß’ „Wandelstern“ erschienen ist. Als Vorbild dient Kurt Wolffs legendäre Broschurreihe „Der Jüngste Tag“.
Thomas Wild, in: Der Tagesspiegel

Das strenge Metrum der Pietraß'schen Verse und die gleichermaßen altmeisterlich und modern anmutenden Kupferstiche Zettls erzeugen eine nahezu symbiotische Wirkung: Die Zerbrechlichkeit und Schönheit der Natur und deren Zerstörung durch Menschenhand wird den Lesern schmerzhaft erfahrbar.
Peter Gosse hat beschrieben, wie Richard Pietraß „Innenschau“ und „Außenschau“ zugleich in seine Lyrik zu bannen versteht: „… der Natur um uns gesellt er eine Natur in uns.“ Durch diesen Doppelblick erlangen seine Gedichte einen bildkräftigen Sog, in dem uns die Kehrseite und die Gefahren des Fortschritts vor Augen geführt werden. Sie vermitteln eine Ahnung davon, dass sich der Fortschritt als „irrer Davonschritt“ erweisen könne. Die Naturgedichte von Richard Pietraß sind „ernste Gesänge“, sehr zarte, fragile lyrische Gebilde voller Sinnlichkeit, Leichtigkeit und Klarheit.
Dietmar Ebert, in: Thüringische Landeszeitung (TLZ)

Pietraß' Naturgedichte sind Geist und Sinne gleichermaßen bewegende Texte, ohne öko-lyrischen Betroffenheitsgestus, vielmehr auf verschiedene Weise innovativ. Im Zyklus "Totentanz" zum Beispiel erhält das alte Motiv eine (natur)geschichtlich globale Dimension: Der Mensch tritt als skrupelloser Vernichter auf ... Die Verschlingung von Realistik und Phantastik in Pietraß' Gedichten findet ihre adäquate Entsprechung in den hyperrealistischen Kupferstichen Zettls.
Jürgen Engler, in: Marginalien. Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie, Heft 3/2013

Der schön aufgemachte und mit faszinierenden Kupferstichen von Baldwin Zettl illustrierte Band enthält 60 zwischen 1979 und 2006 geschriebene Gedichte. Wenn man sie liest, wird einem bewusst, welche gedankliche und ästhetische Möglichkeiten abseits vom didaktischen Impuls einer besserwisserisch-abkanzelnden Ökolyrik bestehen ... An deutlichen Worten fehlt es nicht ... Apokalyptische Bilder und das Motiv der Rache der Natur findet man ... Daneben schöpfen aber viele andere Gedichte aus der großen Tradition der Naturlyrik des 20. Jahrhunderts, indem sie explizit oder versteckt Zeilen von Rilke, Loerke, Brecht, Huchel und anderen Erneuerern der romantischen Tradition anspielen. (...)
Die Neigung des Dichters zur Melancholie wird auch durch ironische Wortspiele und Freude an Lautmalerei sowie der spielerischen Handhabung von Metrik, Reim und strengen Formen aufgehoben. Die Gedichte wollen laut vorgelesen werden, um ihre volle Wirkung zu entfalten. (...)
Mit seiner Poetik der Interdependenz und Koexistenz übt er in ein brüderlich-schwesterliches Verhältnis zur Natur ein, das der Menschheit im Anthropozän nur zugute kommen kann.
Axel Goodbody, in: Park. Zeitschrift für neue Literatur, Heft 66, November 2003

 

Angaben zum Autor und Lesetermine finden Sie auf der Website: www.richard-pietrass.de


 

 


Herstellung: poliTEXTbüro Update: 26.05.2018